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WISSENSWERTES RUND UM DEN HEFTROMAN


Trotz Computer, Internet und Smartphone: Das Universum aus 26 Buchstaben, auf grauem Papier gedruckt und zu schmalen Heften gebunden, hat nichts von seiner magischen Anziehungskraft verloren. Und alles spricht dafür, dass dies so bleiben wird. Die Gründe dieser Anziehungskraft sind weitgehend unerforscht. Auch in der Sekundärliteratur gibt es nicht sehr viele Publikationen, die sich sachlich mit dem Phänomen Heftroman auseinandersetzen. Eine kleine Auswahl wissenswerter Informationen und charmanter Essays haben wir hier für Sie zusammengestellt.

ZUR HISTORIE DES HEFTROMANS

Die Geschichte des Heftromans beginnt im 19. Jahrhundert: mit Bilderbogen, Ein-Blatt-Drucken und Fortsetzungs- Geschichten in Zeitschriften, wie zum Beispiel der berühmten "Gartenlaube".

Von der Gartenlaube zur fremden Galaxie

Es folgen Einzel-Hefte in unterschiedlichen Formaten, die mit unseren heutigen Heftromanen sogar schon den Seitenumfang gemeinsam haben. Der rasante technische Fortschritt ermöglicht bald hohe Auflagen und senkt die Herstellungskosten, was wiederum die Nachfrage steigen lässt. Leicht konsumierbare Lektüre ist jetzt überall erhältlich und für fast jeden erschwinglich. Etwa ab 1870 erscheinen Hefte mit Seriencharakter: größere Romane in Fortsetzungen über mehrere Hefte oder Romanfolgen mit jeweils abgeschlossenen Geschichten, in denen stets dieselben Helden agieren. Seitdem das Romanheft fester Bestandteil der Lesekultur. 

Schon vor dem Ersten Weltkrieg erschienen die kleinformatigen Romanhefte mit verschiedensten Inhalten, zwischen den Weltkriegen steigerte sich die Produktion weiter - und nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Hunderte von Romanheftserien in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf den Markt. Es ist das Verdienst des Sammlers Heinz J. Galle, sich seit Jahrzehnten um diese Publikationen zu kümmern. Zahlreiche Artikel in verschiedenen Publikationen schrieb Galle im Verlauf dieser Zeit, die auch in Büchern zusammengefasst wurden.

Unser Tipp: Volksbücher und Heftromane. Band 1 Der Boom nach 1945 - von Billy Jenkins bis Perry Rhodan von Heinz J. Galle

Allerdings sind die Romanhefte schon ihrem Aufkommen im 19. Jahrhunderts immer wieder geschmäht worden. In den Fünfzigern dieses Jahrhunderts versuchte man in Österreich sogar, die Verbreitung von Romanheften durch rechtliche Einschränkungen systematisch zu unterdrücken. Dennoch, die „Juwelen der Kurzgeschichten“ konnte man nicht vernichten ... 

Im Gegenteil: Große Autoren wie Stephen King, Marion Zimmer-Bradley und Isaac Asimov haben in ihren Anfängen Romangeschichten erzählt. Hier sei angemerkt, dass auch Jack London und Robert Louis Stevenson, Balzac und Maupassant, heute Klassiker, ihre Werke in heftromanähnlichen Werken veröffentlicht haben. Und nicht zuletzt wurde der Filmstreifen namens „Pulp Fiction“ wurde sogar als Oscar-Nominierung gehandelt. Dieser Film ist die getreueste Umsetzung einer Heftroman-Story, wobei auf die einfachen Strukturen der Romane bewusst großen Wert gelegt wurde.

JERRY COTTON: ROMANGESCHICHTE ALS ZEITGESCHICHTE 

"Jerry Cotton und seine ersten 50 Jahre - Romangeschichte als Zeitgeschichte." So lautet der Vortrag von Literatur-Professor Klaus Göbel anlässlich des Symposiums "Die schwere Kunst der leichten Unterhaltung". Wir dürfen ihn hier freundlicherweise in Auszügen wiedergeben. 

Jerry Cotton im Licht der Wissenschaft - Teil I 

Das Wichtigste steht am Anfang: Jerry Cotton ist eine Romanheftreihe der Unterhaltungsliteratur. Diese Feststellung ist so schlicht wie Nachdenkens wert, so oberflächlich wie tiefgründig. 

von Professor Dr. Klaus Göbel, Medienwissenschaftler 

Unterhaltung ist hier erfüllte Freizeit durch Lesen. Lesen ist die Realisierung der erzählten Welt in der Imagination des Lesers durch Aktivierung der inneren Vorstellungskraft. Aus den Zeichen der Schrift werden Bilder, Bilderwelten, gewonnen als Leistung des lesenden Subjektes. Das Unterhaltende dabei wird hier insbesondere gewonnen durch Spannung (Spannungsaufbau, extreme Konfliktzuspitzung und -lösung). Das ist eine uralte Erzähldramaturgie. Sie gilt für alle Erzählungen über ein außergewöhnliches Ereignis. Erzählen (Schreiben) und Zuhören (Lesen) werden dadurch unterhaltsam, dass der Erzähler das zu erzählende Geschehnis fast immer in den oben genannten dramaturgischen Dreischritt gliedert und anbietet, egal was die konkreten Inhalte des Ereignisses sind. Das Ergebnis ist eine Geschichte. Das heißt die Bearbeitung eines Geschehens (in der Realität oder Fiktion) nach erzählstrategischen Gesichtspunkten: Aus einem Ereignis wird Literatur. Literatur macht neugierig auf menschliches Handeln durch erzählerischen Aufbau von Spannung. Geschehen also wird durch Sprache spannend und somit auch unterhaltsam. 

Das Spiel mit der Spannung setzt auf Aufbau von Spannung bis kurz vor die Grenze der Unerträglichkeit (damit die Unterhaltsamkeit nicht durch Ärgernis zerstört wird), um dann in einer gerade noch guten Lösung die Affektstimmung zu erlösen in dem Gedanken: Es ist gerade noch einmal gut gegangen. Es ist der glücklich machende Gedanke mit folgendem Erkenntnischarakter: Auch eine schier unmöglich zu lösende Konfliktsituation kann bei extremem Willensaufwand (oder durch eine gute Fügung, auf die Menschen hoffen dürfen) zum Guten gewendet werden. Unterhaltung als Leistung der Sprache ist also eine grundmenschliche Therapie zum Erhalt von Hoffnung und zur Erzeugung von Mut. Ohne beides ist menschliches Leben nicht kreativ und zukunftsfroh gestaltbar. Unterhaltung ist eine Unterhaltsleistung an das Leben oder: Unterhaltung ist eine anthropologische Grundstrategie zum Ertragen des Lebens und zum Überleben. 

Zur Erkenntnis von der Schwere des Lebens und deren heilende Konsequenz

 Die unterhaltende Erzählung, der Unterhaltungsroman fördern letztlich, über alle ihre innewohnenden Elemente hinaus, Kraft zum Leben. Sie sind vollkommen unverzichtbar in einer Sprach- und Lesekultur. Die Jerry-Cotton-Spannungsdramaturgie unterscheidet sich jedoch in einem wichtigen Punkt von anderen Spannungserzählungen. Die Grundfrage: „Wird es wohl trotz aller Ausweglosigkeit ein gutes Ende geben, und wie sieht dieses aus?“ ist durch den Reihencharakter relativiert bzw. hinfällig. Denn natürlich werden Phil und Jerry letztlich unbeschadet ihren Fall lösen. Schon eine Woche später stehen sie vor neuen Aufgaben. 

Die Frage lautet nicht „ob“, sondern „wie“ (mit welchen Fähigkeiten, welchen Mitteln, welchem Einsatz an Kraft, Mut und Menschlichkeit und des eigenen Lebens) die Geschichte zum Guten endet. Hier liegt die Stärke der professionellen Cotton-Autoren und die Unfähigkeit der Möchtegern-Schreiber. Oder neutraler: Hier liegt das Problem des Autoren-Nachwuchses, das so alt ist wie die Reihe selbst. Die Grundfrage des „wie“ wird noch verstärkt, kompliziert und zugleich publikumsnäher durch zwei Grundmotive der Romanheft-Reihe: 

1. Die Wie-Lösung wird erreicht durch Partnerschaft (Kollegialität und Freundschaft, Jerry Cotton - Phil Decker), im eingeschworenen Miteinander der Taten und Gefühle. 

2. Die Wie-Lösung ist eingebunden in die Rechtsordnung der Vereinigten Staaten von Amerika, das heißt, fixiert in den Prinzipien einer Demokratie und der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen. Die Lösung also ist gebunden an Recht und Gesetz und fördert als geglückte Lösung Rechtsvertrauen. Dieses als bonboniges „Happy End“ abzutun, zeigt nichts als Unvermögen, deutet auf mangelnde Rezeptionskompetenz. 

Zusammengefasst: Die den Jerry-Cotton-Romanen eigene „Wie-Lösung“ ist menschlichen, gesellschaftlichen Grundwerten (im persönlichen, sozialen und politischen Handeln) der freien Welt verpflichtet, und zwar - siehe oben - in unterhaltsamer, gleichwohl aber zutiefst ethischer Weise. Verfassung, Rechtssystem und -praxis der USA stehen dabei symbolhaft für alle freiheitlichen Staaten der Erde, so dass sich auch die deutschen Leser mit ihrer Verfassung, dem Grundgesetz, allen darauf aufbauenden Gesetzen und der über allem stehenden Verantwortungsethik damit identifizieren können.

Jerry Cotton im Licht der Wissenschaft - Teil II

 Jerry Cotton ist nicht nur ein Unterhaltungsroman, sondern als ein solcher ist er ein Kriminalroman, in dem es um Verbrechen, Detektei und Sühne geht, also um Vergehen gegen die gesellschaftliche Vereinbarung. 

von Professor Dr. Klaus Göbel 

... eines gerechten Miteinanders in einem Staat nach demokratischen Grundsätzen und die Wiederherstellung des Rechts durch Erfassen und Bestrafen der Täter. So geht es in den Cotton-Romanen (je unterschiedlich akzentuiert) (1) um Unterhaltung durch erzählerische Spannungsdramaturgie und das möglichst pfiffige „Wie“ der letztlich erfolgreichen Ermittlung und Lösung von Kriminalfällen, (2) um Information zu Recht, Rechtspraxis (vorwiegend in der Exekutive), Verbrechen, Täter, Täterprofile sowie Opfer- und Leiderfahrung, und (3) um Nachdenklichkeit und Problemaufrisse zur ständigen Gefährdung demokratischer Gemeinwesen, ihren Vorstellungen von Recht, Gerechtigkeit, Freiheit und Sicherheit und wie man diese verteidigen kann, ohne die demokratischen Grundsätze und damit sich selbst aufzugeben. Dass in den Cotton-Romanen letztlich das Recht siegt, ist nicht unter Trivialverdacht des bonbonigen Happy Ends zu stellen, sondern eine lebensstützende Hoffnung und Kraft aller Demokraten, die als Rechtssicherheit erlebbar werden (...)

. Handlungsort, symbolisch für viele Orte und Staaten der Welt, wo sich Demokratie entfalten, bewähren und verteidigen soll, ist New York zwischen Wohlergehen und ständiger Gefährdung. Was nun ist dieses New York in der Romanfiktion? So ist New York von Anfang an in der Cotton-Reihe ein literarischer Ort unter zwei durchgehenden Perspektiven 

1. ein Ort, wo sich Demokratie und ‚The way of Life“ der Freien Welt kristallisieren lassen, eine Fiktion ausgelebter Individualität unter dem Schutzschild garantierte Sicherheit, und

2. Ein mystisch brodelnder Ort mit geheimnisvollen, grausamen Unterwelten, wo sich das Verbrechen, das Zerstörerische, das Triebhafte konzentrieren, wo Abgründe lauern und das Tor zur Hölle geöffnet ist, wo das Todbringende in den Straßenfluchten von Manhattan Gestalt gewinnt. 

Wie passen beide Perspektiven zusammen? Literarisch ist es klar: Freiheit und Zerstörung, Ordnung und Unordnung, die sich treffen. Das ist das Feld des Kriminalromans. Und darüber hinaus? Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei Jerry Cotton um eine deutsche Heftromanreihe handelt, die in den fünfziger Jahren ihren Weg zu den Lesern begann. Und so ist die Frage leicht zu beantworten: Wieder erlangte Freiheit, Weltoffenheit und Wohlstand gediehen im Angesicht der auf Westeuropa, insbesondere auf die Bundesrepublik gerichteten Atomwaffen des Warschauer Pakts. Wirtschaftswunder und Verderben lagen nahe beieinander. Eine schleichende Angst war immer dabei, wenn Wiederaufbau und Wirtschaftswachstum gefeiert wurden. Es verging wohl keine Woche ohne neue Kunde von Truppenaufmärschen, neuen Kurz- und Mittelstreckenwaffen der Sowjets. Mehr noch, man wusste um die bittere Wahrheit, dass jede westdeutsche Großstadt im Visier der Ostblock Raketenabschusssysteme stand. Ein einziger Knopfdruck ... 

Und die Westberliner hatten in der Blockade-Zeit ja schon einen Vorgeschmack erhalten von all dem, was da täglich kommen konnte. Die Kritiker der rückblickend so genannten Adenauer-Zeit heben vor allem die Oberflächlichkeit und das Profitdenken, Provinzialität und bürgerlichen Muff der fünfziger und sechziger Jahre hervor. Sie haben Unrecht, weil sie den Faktor Angst, die unterschwelligen Existenz und Todesängste der Menschen nicht berücksichtigen und nicht beachten, was es heißt, an der Front zwischen zwei Machtblöcken leben zu müssen. Ohne diesen entscheidenden Aspekt aber gelingen keine verlässlichen Zeitdiagnosen. 

Das verborgene Demokratie-Modell der Cotton-Welt 

Freiheit und Wohlstand am Rande eines ständig aufbrechenden Abgrunds durchleben zu müssen, erfordert hingegen Mut, Hoffnung und Vertrauen, ein tägliches Besiegen der Angst. Es gelang durch die Schutzgarantien der Westalliierten und später durch die Aufnahme der Bundesrepublik in die europäische freie Welt und die Völkergemeinschaft. Insbesondere das Vertrauen in die amerikanischen Verbündeten unterstützte jenes Herrwerden über die Angst, und GIs in Westberlin und anderswo garantierten sinnfallig die sich ergebende „Sicherheit im Chaos“. 

Genau diese Struktur zeigt sich in literarischer Reduzierung, Sinnkonzentration und Figuration in der Jerry-Cotton-Romanstruktur. Freiheit und Gerechtigkeit werden ständig bedroht, sind ihrem Wesen nach in einer ständigen Gefährdungssituation. Die Gegenkraft muss wehrhaft sein, will sie Erfolg haben. So ist die wehrhafte Demokratie die einzige Möglichkeit, Demokratie überhaupt zu erhalten. 

In der anschaulichen, natürlich auch bescheidenen Figuration des Unterhaltungsromans: John D. High als ständiger Mahner dieses Grundgedankens, Phil Decker und Jerry Cotton als Ausführende des Gedankens, der FBI-District New York als das System der wehrhaften Demokratie en miniature, die Stadt New York die Welt im Kleinen. Hinzu kommen Humanität (John D. High) und Freundschaft (Jerry und Phil) als menschliche Grundhaltungen, die Entscheiden und Handeln ständig kontrollieren. In der Fiktion der Romanszenerie lässt sich also ein politischer Kosmos im literarisch erzählerischen Konzept erkennen, das der Unterhaltung dient, weil es übersichtlich, anschaulich, actiongeladen und mit Spannung versehen ist, das aber zugleich politische Erkenntnis birgt von einer kleinen Variante der „besten aller Welten“, also einem Staatsentwurf, der als Thema durch die ganze Geistes- und Literaturgeschichte reicht. Das verborgene Demokratie-Modell der Cotton-Welt, in den fünfziger Jahren entstanden und auf die Anfangszeit der Bundesrepublik projizierbar, ja aus ihr geboren, geht von hier aus seinen keineswegs problemlosen Weg durch die 2500 Romane, von 1954 bis 2004 und darüber hinaus in die Zukunft des neuen Jahrhunderts. 

Die für Heftromane und Taschenbücher unvergleichbar hohe Akzeptanz der Jerry-Cotton-Reihe (nachzuweisen in Auflagenhöhe, Reprints und Leserbindung) über 50 Jahre ist nun klar zu beschreiben. 

Der komplette Beitrag von Prof. Göbel ist nachzulesen in dem Tagungsband „Die leichte Kunst der schweren Unterhaltung“, herausgegeben von Frank Heinrich Hackel, ISBN 3-9809700-0-0

G. F. UNGER - DIE LEGENDE DER WESTERNLITERATUR


G. F. Unger war unbestritten der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehörte er zu den meistgelesenen Autoren der Spannungsliteratur. G. F. Unger beherrschte das klassische Western-Genre wie kein anderer und war der einzige deutschsprachige Westernautor, dessen Romane als Übersetzungen in Amerika erschienen sind.

G. F. Unger wurde am 23. März 1921 in Breslau geboren und arbeitete nach seiner Lehre als Bau- und Kunstschlosser in leitender Stellung eines Industrieunternehmens. Während des Krieges fuhr der frühere Deutsche Jugendmeister im Schwimmen Feindeinsätze im U-Boot. Seit 1960 lebte er in Weilburg.
Sein schriftstellerisches Talent entdeckte Gert Fritz Unger, als er 1948 an einem Autoren-Wettbewerb des Nordwestdeutschen Rundfunks teilnahm und den ersten Preis gewann. 1949 begann er dann Western-Romane zu schreiben. Unter dem Titel „Wilde Camps“ wurde 1957 sein erster Roman in der BASTEI-Serie Wildwest-Roman veröffentlicht. Seine Taschenbücher erscheinen seit 1972 im Bastei Verlag, für den G. F. Unger seit 1980 exklusiv tätig war. In über 700 Romanen hat er den amerikanischen Pionieren ein grandioses Denkmal gesetzt und ihre Leistungen in allen Facetten geschildert.
Am 3. August 2005 starb G. F. Unger im Alter von 84 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. 

»Die Western-Botschaft ist ganz einfach: An sich glauben! Nie aufgeben! Jawohl, das ist die Botschaft aller Western auf den einfachsten Nenner gebracht.« 

- G. F. Unger 

Den Vergleich mit Karl May lehnte er stets ab, denn G. F. Unger wollte – im Gegensatz zu Karl May, dessen Geschichten der Phantasie entsprangen –historische Western schreiben und legte Wert darauf, dass die Fakten für die Hintergründe seiner Romane stimmen. Dafür hat er hat sich sehr genau informiert, die historischen und geografischen Angaben recherchiert. Ungers literarische Vorbilder waren Jack London, Mark Twain und Louis L'Amour. 

G. F. Unger war ein engagierter Autor, der bis zuletzt mit Freude geschrieben hat und noch viele Pläne hatte.

AUTORENPORTRAIT HEDWIG COURTHS-MAHLER 

Hedwig Courths-Mahler wurde als sogenanntes „Kind der Schande“ am 18. Februar 1867 von einer Frau mit zwielichtigem Ruf in dem kleinen Ort Nebra a. d. Unstruth geboren. Ihr Schicksal stand unter einem denkbar ungünstigen Stern. Liebe wurde dem Kind nur in einer der Pflegestellen, in die ihre Mutter sie gab, nämlich von dem Flickschuster Birkner entgegengebracht (dessen Name ihre Tochter Friede später als Pseudonym für ihre Romane übernahm). 

Die Schule besuchte sie insgesamt nicht länger als drei Jahre und das in großen Abständen. Mit 14 wurde sie zur Mutter zurückgeschickt, die inzwischen in Leipzig ansässig war und ihre Tochter als Dienstmädchen bei einer Familie Rumschöttel verdingte. Sie musste hart arbeiten und sich darüber hinaus um die alte gelähmte Mutter des Hausherrn kümmern. Doch diese hat sich offenbar ihrer angenommen, denn damals begann sie zu lesen. Die „Gartenlaube“ fiel ihr in die Hände, die von der Familie abonniert war. Die las sie in ihrem kleinen Verschlag am Ende des Korridors bei Kerzenschein. Vor allem die Romane der Marlitt.

Als die alte Rumschöttel starb, wurde Hedwig entlassen und wurde Lehrmädchen in einem Hutgeschäft. Aber diese Stelle war nur von kurzer Dauer. Sie kündigte, weil der Inhaber zudringlich wurde. Schließlich fand sie eine neue Stelle als Verkäuferin in einem Geschäft, in dem feine Damen ein- und ausgingen, Seide und Bänder kauften und hin und wieder mit schneidigen Leutnants davon flanierten. Hedwig ist fasziniert und beginnt mit 17 Jahren zum ersten Mal zu schreiben. Kurzgeschichten mit meist tieftraurigem Ausgang. Diese schickte sie einer Zeitung ein – und sie wurde gedruckt! Doch kaum war sie veröffentlicht, ging die Zeitung bankrott, und Hedwig Courths-Mahler bekam aus der Konkursmasse ganze 42 Pfennige Honorar. Sie ließ sich nicht entmutigen und reichte ihre Novelle „Die Verlassene“ bei einer Zeitung ein. Und wieder geschah etwas Unvorhergesehenes, aber diesmal zu ihrem Vorteil. Der Redakteur, der das Manuskript erhielt, musste wegen Majestätsbeleidigung für ein paar Wochen ins Gefängnis. Da er sich in seiner Zelle nicht langweilen wollte, nahm er sich ein Stapel Manuskripte mit und las die Novelle, die er sonst ungelesen zurückgeschickt hätte. Sie wurde tatsächlich angenommen. Honorar: ganze 10 Mark, was damals viel Geld war.

Hedwig lernte Fritz Courths, einen Dekorationsmaler kennen und lieben. Doch sein Gehalt reichte für eine Heirat nicht aus. Als er eine bessere Stelle bekam, wurde geheiratet, und Hedwig verdiente durch Heimarbeit noch etwas dazu. Genau 9 Monate nach der Hochzeit kam die kleine Tochter Margarethe auf die Welt und zwei Jahre später Frederike (Friede Birkner). Es war ein karges Leben, mit jedem Pfennig musste gerechnet werden. 

Fritz Courths war ein liebenswürdiger Mann, aber ohne Initiative. Er sinkt schließlich zum Hilfsarbeiter und Tapetenkleber ab. Doch seine Frau gibt nicht auf. Sie studiert Annoncen in den Zeitungen und wird fündig. Eine Firma in Chemnitz sucht einen Dekorateur. Erst nach langem Zureden bewirbt sich Courths und erhält eine Zusage. Gehalt 6.000 Mark im Jahr! 

Endlich geht es bergauf. Die Familie kann sich eine schöne Wohnung leisten, mit Esszimmer und sogar Salon. Hedwig kann es sich erlauben ins Theater und in die Oper zu gehen, aber sich vor allem jede Menge Romane in den Leihbüchereien auszuleihen. Die Lektüre regt sie wieder zum Schreiben an. 

Eines Tages ist der Redakteur des Chemnitzer Tageblatts bei einem Essen ihr Tischherr. Ein Spötter, der sie mit der Frage überfällt: „Schöne Frau, wissen Sie, dass Sie Dichteraugen haben?“ „Ich schreibe ja auch!“ erwidert Hedwig verschämt. „Potzwetter, das muss ich lesen!“ Widerstrebend gibt sie ihm „Licht und Schatten“ und schon am nächsten Tag ruft er sie an. „Sie haben mir eine schlaflose Nacht bereitet. So was von Fehlern ist mir noch nie zu Gesicht gekommen. Aber Spannung und Herz. Wir werden den Roman bringen.“ Er wollte einen klangvolleren Namen als Courths, und sie nannte ihm ihren Mädchennamen. Damit war die Schriftstellerin Hedwig Courths-Mahler geboren.

1904 siedelte die Firma, bei der Fritz Courths angestellt ist, nach Berlin über und die Familie bezieht eine Wohnung in Köpenick. Wegen schlechten Geschäftsgangs wird Courths Gehalt gekürzt und schließlich wird er entlassen. Hedwig wiederum gerät an den Agenten Richard Taendler, der sie schamlos ausnutzt. Er schließt mit ihr einen Vertrag über drei Romane pro Jahr von 200 Mark für sämtliche Rechte. Aber sie schreibt viel mehr. Als Taendler bei einem Unfall ums Leben kommt, ergreift sie ihre Chance, den Vertrag zu kündigen. Frau Taendler willigt unter der Bedingung ein, dass sie ihr das Zehnfache von dem bezahlt, war sie ihr als Honorar gezahlt hatte. Courths-Mahler erklärt sich dazu bereit und schreibt und schreibt. Geld kommt ins Haus. Die Familie zieht in eine schöne Neubauwohnung in Karlshorst und später in eine große Wohnung in der Knesebeckstraße, die prächtig eingerichtet wird. 

Längst hat Hedwig Courths-Mahler Deutschland erobert und wird vor dem 1. Weltkrieg bereits in 8 später in 14 Sprachen übersetzt. Sie hat viele tausend Goldmark verdient. Doch als die Inflation 1923 zu Ende geht, besitzt die Familie Courths wie alle nichts mehr. Selbst der Schmuck war verkauft worden. 1924 geht es der Familie noch ziemlich schlecht, aber dann geht es wieder bergauf, denn Hedwig schreibt unermüdlich weiter. Eine ganze Reihe ihrer Romane werden verfilmt und in Bühnenstücke umgeschrieben. Berühmte Zeitgenossen wie Adele Sandrock, Emil Jannings, Curth Goetz, Fritzi Massery, Käthe Haak waren oft zu Gast bei den Courths-Mahlers. 

Einen Großteil ihres Geldes deponierte Hedwig Courths-Mahler in der Schweiz und Dänemark. Unter Hitler kommt das Gesetz heraus, dass jeder mit Zuchthaus bestraft wird, der sein Geld nicht nach Deutschland zurückholt. Hedwig Courths-Mahler tut das. 1933 beschließt die Familie, aus Berlin wegzuziehen. Hedwig Courths-Mahler erwirbt am Tegernsee von einem Frankfurter Juden, der Deutschland verlassen will, ein großes Haus. Die ganze Familie zieht dort ein, Margarethe gibt dem Haus den Namen Mutterhof. Und wieder beginnt eine schwere Zeit. Ihre Romane sind bei den Nazis verpönt, der Absatz geht stark zurück. Ihr Verlag kündigt die Verträge. Verbittert gibt sie das Schreiben auf. Ihr jüdischer Schwiegersohn, Anton Bock stirbt nach einem Selbstmordversuch in einem Arbeitslager von der Organisation Todt, 1936 stirbt Fritz Courths nach 37-jähriger Ehe an Krebs, zwei Jahre später nimmt sich ihr zweiter Schwiegersohn, Karl Elzer, wegen seiner schweren Krebserkrankung das Leben. 

1941 wird ihre Tochter Friede Birkner verhaftet wegen „fortgesetzten Vergehens gegen das Heimtückegesetz“. In den „Mutterhof“ werden Nazifamilien eingewiesen. Hedwig Courths-Mahler bleibt nur ihr Schlafzimmer und ein kleines Badezimmer. Nach Kriegsende wird der Mutterhof von einem amerikanischen Oberst, dessen Eltern Deutsche waren, als „Off Limits“ erklärt, als Dank dafür, dass er durch die Romane Deutsch gelernt habe. Endlich erscheinen auch ihre Romane wieder. In der DDR werden sie jedoch verboten. 

Am 26. November 1950 schläft Hedwig Courths-Mahler friedlich ein.